John Vanderslice
Emerald City
Text: Patrick Großmann
Als John Vanderslice – im Hauptamt eher hinter als vor dem Mischpult daheim – vor ein paar Jahren hierzulande auf den Plan trat, weiteten sich verblüfft so manche Augen. Zu Recht: Vor allem seine Anthologie “Five Years” enthielt gleich mehrere Großtaten, allen voran den humorigen Knarzrocker “Bill Gates Must Die”. Mit “Emerald City” beweist Vanderslice sein Genie nun erstmals ohne Abstriche auf Albumlänge, und zwar musikalisch sowie textlich. Sei es ein schwermütig-verwirrtes Liebeslied wie der Schleicher “Central Booking” (“Words are not currencies when they are lies”), sei es der friedliche Einstieg “Kookaburra”, der unvermittelt in sattes Grooven verfällt, oder das vor superb arrangierten Chorgesängen und instrumentaler Klangfülle überbordende “The Parade”: Besser kann man den Spagat zwischen Singer/Songwriter-Reduktion und visionär produziertem Indierock schwerlich hinbekommen. Hin und wieder steuert Vanderslice seine an sich fragilen Gebilde eigenhändig vor die nächste Betonwand, konterkariert deren Gefühligkeit in vollstem Bewusstsein mit Schmutz; etwa beim traurig-schönen “White Dove”, dem er eine derart grobe Summenverzerrung aufbürdet, dass den Boxen schier die Puste ausgeht. Andernorts wirft er akustischen Minimalismen kurios klickernde Loops über (“Numbered Lithograph”) oder gräbt sich durch verstaubte Instrumentensammlungen. “I can see both sides”, singt Vanderslice im überragenden Antikriegs-Statement “The Minaret”. Seine hervorragende Platte braucht keinen Mittler. In mehr als einer Hinsicht ein würdiger Erbe Elliott Smiths.
weitere Platten
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VÖ: 11.07.2000
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