John Vanderslice
Pixel Revolt

Über Musik wird hier ja nur des Geldes wegen geschrieben. Unsere Leidenschaft gilt seit jeher Piraten und der Hobbypsychologie. Und was letztere angeht, ist John Vanderslice echt mal ein gefundenes Fressen. Man muss sich seine fünfte Platte namens “Pixel Revolt”, um die es hier nebenbei auch ein bisschen gehen wird, nämlich nicht mal zu Ende anhören, um eine messerscharfe Diagnose treffen zu können: Hochgradige Schizophrenie, fortgeschrittenes Stadium, bescheidene Heilungschancen. Die gute Nachricht dabei: Fast alle Persönlichkeiten, die es sich in Vanderslices Körper bequem gemacht haben, sind auch brauchbare Musiker. Der Songwriter vom alten Schlag zum Beispiel, der hier an seine Akustikgitarre geklammert rührende Geschichten erzählt. Der Orchesterdirigent, dem meistens kleine Einwürfe vorbehalten bleiben, bis er kurz vor knapp in “Dear Golden Gate” den Taktstock auch mal mit Nachdruck schwingen darf. Der eigenbrötlerische Elektroniker, dem in “Dear Sarah Shu” vor lauter heißlaufenden Effektgeräten die Nickelbrille beschlägt. Der Percussionist, der sich von der Conga bis zum Vibraphon alles vornehmen darf, auf das eine Faut draufpasst. Und sogar der borstige Gitarrenrocker, der hier zwar am wenigsten zu sagen hat, aber immerhin im forschen “Continuation” auf seine Kosten kommt. Das Problem ist halt nur: All diese Solisten können nicht gerade gut miteinander. Sie bremsen einander aus, statt gemeinsam in die Pedale zu treten. Und sie giften sich an, wo Händereichen die Lösung wäre. Als Album bleibt “Pixel Revolt” deshalb immer einen Schritt hinter den Möglichkeiten zurück, die von den einzelnen Stücken aufgezeigt werden. Und als Hobbypsychologen bleibt für uns noch jede Menge Arbeit liegen.