Johnny Cash
Songwriter
Das mit “Songwriter” das 72. Studioalbum der Country-Ikone erscheint, ist vor allem Sohn und künstlerischem Nachlassverwalter John Carter Cash zu verdanken. Deshalb bekommt die Welt noch einmal elf neue Songs der markantesten Stimme des Genres zu hören. Musikalisch angereichert werden diese durch teils selbst schon verstorbene Wegbegleiter und zeitgenössische Bewunderer des Ausnahmesängers.
Es ist eine erstaunliche Momentaufnahme, die 1993 entstandenen Demos sind eine Art erste Wehe der Wiedergeburt der Country-Legende mit den “American Recordings” ab 1994. Es ist die Zeit zwischen Cashs Karrieresuizid in den 80ern und seiner Arbeit mit Rick Rubin. Der befreit Cash zuallererst vom hinderlichen Country-Glanzproduktionsüberbau und reduziert seine Musik wieder auf das Wichtigste: Stimme und Gitarre.
In diesem Geiste packen auch Carter Cash und Johnny Cashs Stammproduzent David Ferguson das Ausgangsmaterial an: Statt einer Pauschalbearbeitung wird jeder Titel behutsam für die mitwirkenden Musiker arrangiert, aber nie ohne Cash aus dem Mittelpunkt zu rücken. Es beginnt fast zu theatralisch mit Cashs Gruß aus dem Jenseits “Hello Out There”, der viel Hall und etliche Klangschichten enthält und damit im Ansatz an David Bowies “Space Oddity” erinnert. Ab dem anschließenden “Spotlight” folgt dann ein Highlight aufs nächste. Die Produktion schafft Raum für Dan Auerbachs Gitarrensolos im eben genannten Song. Die spielte der The Black Keys-Gitarrist neu ein. Auch Cashs Wegbegleiter Marty Stuart und Dave Roe gehen erneut ins Studio. Roe ist schon 1993 beim Einspielen der Demos dabei, die Neuaufnahmen profitieren jedoch von seiner über die Jahre ausgereiften Spielweise am Kontrabass. Die Gesangsspuren des ein Jahr vor Cash verstorbenen Countrysängers und Highwaymen-Mitglieds Waylon Jennings stammen hingegen aus den Original-Sessions.
Zu hören ist in Stücken wie “Drive On”, “Well Alright” oder “Poor Valley Girl” alles, was Cashs Songs so unsterblich und in diesem Fall auch zeitlos macht: Die tiefen Töne, die bis ins Mark gehen, das ab und an durchscheinende, spöttische Lachen in der Stimme des Geschichtenerzählers und der stampfende Beat, der Cash seit seinen musikalischen Anfängen inhärent ist. Es sind beinahe weise letzte Zeilen, wenn Cash im abschließenden “Like A Soldier” singt: “I’m like a soldier getting over the war/ I’m like a young man getting over his crazy days.” Aber nur beinahe, schließlich sollten noch zehn seiner besten Karrierejahre folgen.
Das steckt drin: Vince Gill, Kris Kristofferson, Willie Nelson
weitere Platten
American VI: Ain't No Grave
VÖ: 26.02.2010
American V: A Hundred Highways
VÖ: 04.07.2006
My Mother's Hymn Book
VÖ: 12.04.2004
Unearthed
VÖ: 25.11.2003
American IV: The Man Comes Around
VÖ: 04.11.2002
American III: Solitary Man
VÖ: 17.10.2000
Unchained
VÖ: 05.11.1996
American Recordings
VÖ: 26.04.1994