Tut es. Und in England ist man zu Recht verzückt darüber, weil diese neue Folkmusik mit leichter Hand die junge Generation mit den Altvorderen vereint. Bei diesen handgemachten Songs mit wertvollen Inhalten kann halt keiner meckern. Der Sänger, Songwriter und Theater-Schauspieler Johnny Flynn ist seit einigen Jahren ein Lieblingssohn dieser Szene, in der sich junge Menschen, die noch vor zehn Jahren devot unter ihrem Paul-Weller-Poster gehockt und ihre Frisur bewundert hätten, unverhohlen auf uralte Traditionen beziehen und gar nicht erst versuchen, in diese Welt modernes Zeug wie Mobiltelefone oder Facebook zu integrieren. Flynn steht für eine Bewegung, die sich begeistert auf Zeitlosigkeit stürzt. Auf Instrumente wie Banjos und Fiddles, auf Geschichten über alte Bluessänger (Kentucky Pill), den Reisenden Sweet William – einen konstanten Protagonisten in Flynns Songs –, und die philosophische Dimension des Naturelements The Water, bei dem Marling die bezaubernde zweite Stimme singt. Nun kann Folk – und auch seine rockige Variante – schnell sehr langweilig werden, weil die Harmonien nun einmal vorhersehbar sind. Gefragt sind Varianten, und der Atemlosigkeit von Mumford & Sons setzt Johnny Flynn rhythmische Abwechslung entgegen, die bis nach Afrika führt und viele Stücke belebt. In dieser Hinsicht besonders gelungen: Churlish May, bei dem Flynn zu einer hymnischen Melodie Trompeten aufspielen lässt und die Rhythmusgruppe karibisch entspannt daherkommt.
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Country Mile
VÖ: 27.09.2013