Johnny Truant
In the Library of Horrific Events
Text: Jan Schwarzkamp
In ihrer Heimat England sind Johnny Truant aus gutem Grund Lieblinge der Metal-Presse. Das vom Demo zum Debütalbum aufgepeppte “The Repercussions Of A Badly Planned Suicide” sorgte für erste Lorbeeren – mit ihrem “richtigen” Album stehen sie nun in der Beweispflicht: Können die vier aus Brighton sich im immer unübersichtlicheren Modern-Metal-Pool beweisen? Die Antwort wollen sie schnell geben. Völlig atemberaubend ist der Mix, den Johnny Truant mit einer derartigen Wucht herauspreschen, dass man schnell nicht mehr weiß, wo oben noch unten ist. Ein Strudel aus Wut, Schmerz und vor allem tollen Ideen, der einen nicht mehr so schnell loslässt. Natürlich bürgt das von Aereogramme ins Leben gerufene Undergroove-Label für Qualität und auch die Produzentenwahl von Killswitch Engage-Gitarrist Adam Dutkiewicz, aber heute, in der Flut von technisch bemerkenswerten Metal(core)-Platten, gehört eben einiges dazu, sich freizuschwimmen. Johnny Truant schaffen das mit brillant arrangierten Songs, in dem monoton stampfende Schlagzeugparts bzw. Snare-Vergewaltigungen Akzente setzen, wo die Gitarren sich nicht scheuen – ähnlich wie bei Darkest Hour – höllische Weltuntergangsmelodien zu inszenieren. Doublebasspassagen sind mittlerweile Usus, doch kommen sie nur selten so unstatisch und stürmisch daher wie im Finale von “The Exploder”. Der Gesang von Olly Truant (Truant wie Ramone), ist so unbeschreiblich fies, erreicht so unmenschliche Tiefen, dass einem angst und bange werden kann. Wenigstens ist die Wut begründet, fußt auf der Trauer um einen engen Freund der Band. Das Gesamtbild stärken unvorhersehbare Breaks und Mathcore-Elemente, die nie zu abgefahren wirken, sondern sich in die meist treibend-melodischen Strukturen perfekt einfügen. Neben den neuen Alben von Darkest Hour und Every Time I Die eine der wichtigsten modernen Metalplatten dieses Jahres.