Tanno Pippi und Angy Lord spielen sämtliche Instrumente selbst, dazu zählt neben Gitarren, Schlagzeug, Piano und Orgel neuerdings auch die Bassgitarre. Doch bleibt der rohe DIY-Charme ein wenig auf der Strecke. “Slowlife” ist kein stürmisches Ansingen gegen die bestehenden Verhältnisse, sondern eher ein Gegenentwurf: Handyentzug statt Social Media, Pommes statt Party, Ent- statt Beschleunigung. Am liebsten würden die Schwestern gleich diesen hektischen Planeten verlassen wie in “Desintegration” (das übrigens kein The Cure-Verweis ist), was angesichts der Klimakatastrophe gar keine so schlechte Idee ist. Doch solange die Flucht ins All Fiktion bleibt, ist die Musik ihr Plan A. Gemächlich bauen sich die liebevoll arrangierten Popsongs auf, ohne auf einen Höhepunkt zuzusteuern. Wer fies ist, nennt das erwachsener. Wie viel währenddessen instrumental eigentlich passiert, fällt erst beim zweiten Hören auf: Die belastende Flut von ungeöffneten 50 E-Mails wird etwa lautmalerisch von aufeinander gestapelten Gesangsspuren eingefangen. Eine davon überrascht mit deutschem Text: Da sind 55 E-Mails, die warten auf mich/ Es ist eine Form des stillen Protests. Sich einfach mal den auf einen einprasselnden Reizen entziehen: “Slowlife” ist der albumgewordene gute Vorsatz fürs neue Jahrzehnt.
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