Es überrascht nicht, dass Johnny Greenwood als erster aus der Radiohead-Riege ein Soloalbum veröffentlicht. Bei den Bandauftritten verschanzt er sich inzwischen oft hinter analogem und digitalem Equipment, um mit Samplern, Sequenzern und Synthesizern ständig neue Sounds zu kreieren. Es überrascht ebenfalls nicht, dass sein Soloflug ein Soundtrack zu einem extravaganten Film ist. Denn während Kurzfilm-Regisseur Simon Pummel in seinem ersten langen Film “Bodysong” historisches Material mit medizinischen Mikroskopaufnahmen paart, kann Greenwood endlich Gas geben. Dieser Tonträger ist eine – wohl auch mit Bildern – abstrakte Sammlung diverser instrumentaler Soundlandschaften, die mal ergreifend labil, mal nervig sperrig daherkommen und fast nebenbei ein beachtliches stilistisches Spektrum abdecken: Brasilianische Rhythmusgewitter sind ebenso zu finden wie Klassik in Form eines Streichorchesters, Banjos sowie dunkle Free-Jazz-Exkurse mit Bläsern und Bruder Colin am Bass. Ab und an schimmern tatsächlich auch ein paar Radiohead-Sounds durch, wie etwa der Klaviersound vom “Pyramid Song”, die in “Motion Picture Soundtrack” verwendete Orgel, vor allem aber die klebenden, losgelösten Beats, für die Greenwood schon immer stand. “Bodysong” ist nur interessant für diejenigen, die versuchen, das Geheimnis Radioheads zu entschlüsseln – zur musikalischen Unterhaltung ist es ungeeignet.
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