Josh Homme & Andreas Neumann
American Valhalla (DVD)
Text: Florian Schneider
Einmal kurz die Zeit anhalten, den Moment genießen. Josh Homme ist nicht der erste und nicht der letzte Mensch, der sich das wünscht. Vor allem nicht, wenn gerade ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen ist. Seine einleitenden Worte zu “American Valhalla” versteht man aber erst am Ende der 80 Minuten – bis man ihn wieder in der Garderobe nach dem schon heute legendären Auftritt mit Iggy Pop in der Londoner Royal Albert Hall trifft. Dazwischen wird man Zeuge, wie aus zwei Musikern, die sich gegenseitig respektieren, Freunde werden, wie aus einer SMS ein Album entsteht, das zu einer triumphalen Tour führt – in Tagebucheinträgen und Interviews mit den Beteiligten: auch Dean Fertita, Matt Helders und Patrick Hutch Hutchinson kommen ausführlich zu Wort, in dessen Rancho-De-La-Luna-Studio “Post Pop Depression” entsteht. Man erfährt etwa, warum es “Repo Man” als einziger Song, der nicht auf Pops Berlin-Alben “The Idiot” und /platten/23149/iggy-pop-lust-for-life enthalten ist, in die Setlist der Tour schafft. Viele der Geschichten, die der Film erzählt, kennt man schon aus dem VISIONS-Interview mit Pop und Homme in Ausgabe 276: Wie Pop aus heiterem Himmel Homme fragt, ob er Lust hätte, mit ihm gemeinsam an Songs zu arbeiten; er plötzlich bei Homme in LA in der Einfahrt steht und die beiden zunächst mit dem Auto in die Wüste fahren und stundenlang quatschen. Man erfährt, welche künstlerischen Ziele Pop und Homme verfolgen und bekommt Anhaltspunkte, warum das aktuelle Album der Queens Of The Stone Age klingt, wie es klingt. Höhepunkt der Dokumentation, die beim Schnitt hier und da zu spielerisch und nervös vorgeht, ohne mit diesen Manierismen der Erzählung etwas hinzuzufügen, ist die Begegnung mit einem, der nicht mehr da ist: Wenn Pop und Homme den Tag rekapitulieren, an dem David Bowie stirbt und sie sich in New York mit der ganzen Band zur ersten Probe für die folgende Tour treffen, ist zu merken, wie nahe Pop der Verlust geht. Der sonst so eloquente und charmante Sänger lässt hier ganz kurz die Maske fallen. Homme und sein Co-Regisseur Neumann, der auch die Kamera übernommen hat, machen eindrücklich deutlich, in welches Loch Musiker fallen, wenn ein Projekt abgeschlossen ist. Die “Post Pop Depression” schlägt in diesem Fall gleich zweimal zu: am Ende der gemeinsamen Aufnahmen und nach dem Konzert in der Royal Albert Hall, das Ende 2016 bereits auf DVD und CD erscheint. Wer nach “American Valhalla” noch offene Fragen zu “Post Pop Depression” hat, kann sie vermutlich nur von den Beteiligten selbst beantworten lassen. Das dürfte aber schwierig werden.