Auf Ritters fünftem Album machen sich gewisse Superbrain-Tendenzen mehr denn je bemerkbar: Der Songwriter aus Moscow/Idaho klingt hier niemals nur wie ein Geschichtenerzähler, sondern auch immer wie ein Geschichtslehrer, einer der Dylan, Young, Cohen studiert hat und von dem Bedürfnis getrieben wird, sein Wissen weiterzugeben.
So Runs The World Away geht dafür weite Wege, verbiegt sich in viele Richtungen und deckt ein musikalisches Spektrum zwischen Americana, AOR- und Indierock ab, das bei Ritter noch nie zuvor so groß war. Es wirkt allerdings auch ein bisschen erzwungen, eher wie ein fleißiges als ein geistesblitzendes Album. Ritter wird frickelig an der E-Gitarre, holt sich Glockenspiel und Trompete dazu und spielt dann einen Stampfer wie The Remnant, der das Album locker machen soll für seinen besonders bedeutungsvollen Endspurt, aber doch gehemmt scheint, ein bisschen gestelzt.
Nicht wie ein Song, den Ritter schreiben wollte, mehr wie einer, den er glaubte, schreiben zu müssen. Another New World ist dann später sieben Strophen lang, weil es auch Stücke von Neil Young gibt, die sieben Strophen lang sind, und es ist eine Schande, wirklich, denn Ritter kann ja erzählen wie kaum einer sonst im Moment. Bildreich und unprätentiös, bestürzend, ohne Gejammer. Seine Texte sind seine Stärke, aber die nimmt er sich auf So Runs The World Away, weil er noch viel stärker sein will, weil er ein Streber ist. Ein Lehrer eben. Und noch dazu einer, der selbst die Kinder erreichen will, die schon seit Monaten gar nicht mehr zur Schule kommen.
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