Josh T. Pearson
Last of the Country Gentlemen
Text: Sascha Krüger
Ja, das geht: Einfach diesen sieben Songs mit einer knappen Stunde Spielzeit zuhören, eintauchen, sich in diesen regelrecht sakralen Minimal-Songs von meist epischer Länge verlieren, die tatsächlich größtenteils nur mit einer Stimme und einer akustischen Gitarre auskommen. Wobei, Songs: Das greift zu kurz. Josh T. Pearson ist keiner, der einfach drei Strophen und einen Refrain ineinander puzzelt und dann einen Haken dahinter macht – das weiß man spätestens seit dem bis heute tragischerweise einzigen Album seiner Band Lift To Experience. Seine Lieder über die traurigsten Gefühle des menschlichen Daseins wirken eher wie Spaziergänge durch vertonte Dramatik, bei der sich Gitarre und Stimme vermeintlich ziellos auf den Weg machen und gemeinsam Stimmungen auskosten, die mit Melancholie, Nachdenklichkeit oder Schwermut nur unzureichend umschrieben sind.
Aufgenommen in einem vermutlich stockdunklen Berliner Studio in nur zwei Tagen, atmet das gesamte Album die unmittelbar auf Band gebannte Traurigkeit, die in diesem Texaner steckt. Dazu seine Stimme: wie ein waidwunder Dylan ohne jeglichen Nörgel-Faktor, dafür aber von einer solchen Aufrichtigkeit, dass sie in wirklich jedem Moment berührt. Sicher: Etwas so Nacktes, Reduziertes und auch die eigenen Gefühlszustände Entblößendes muss man mögen, um es zu mögen; besitzt man indes ein Faible für solche Intensität, kann man sich in dieser Platte verlieren wie in wenigen anderen. Selten hat es so viel Spaß gemacht wie hier, keinen Spaß zu haben.
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The Straight Hits!
VÖ: 13.04.2018