Beurteile nie ein Buch nach dem Cover. Und beurteile schon gar keine Platte
nach den Fotos im Booklet. Das hätte beim Duo Joy Zipper recht unangenehme
Folgen, denn die Bilder sind Käse. Sie, Tabitha Tindale, schaut wie ein
Rehlein mit Push-Up-BH; er, Vincent Cafiso, hat diesen “O.C., California”-Blick
zwischen nichtsnutziger Melancholie und unverstandener Intelligenz. Was mögen diese beiden für Musik machen? Es ist erstaunlich, aber sie spielen
grandioses Zeug, unbelasteten Sommerpop mit Sinn, Verstand und eine Menge
Herz. Das geht schon gut los mit “Go Tell The World”, einen Aus- und
Aufbruchssong mit Handclaps und Fuzzbass. Aufgerüttelt widmet man sich den
schönsten Seiten des “Heartlight Set”. Feinster Melodiepop wie “One” (man
denkt an die Fountains Of Wayne und träumt wieder von besseren
Weezer-Platten), in Watte gepackter Indiepop über Sex in Vorstädten wie “For
Lenny’s Own Pleasure”. Wenn, wie beim Letzteren, Tabitha Tindale singt,
erinnert der Klang des Duos an eheamlige Lieblingsbands aus den späten 90ern
wie Veruca Salt oder That Kiss, die heute noch für leuchtende Augen sorgen,
wenn ein guter DJ sie mal wieder ausgräbt. Joy Zipper wären in dieser Zeit
Kandidaten für den Indie-Thron eines Sommers gewesen. Heute klingt diese
sonnendurchflutete, aber nie überhitzte oder ausgelaugte Platte schon fast
nostalgisch. Wie eine Postkarte mit schlechtem Motiv (wir denken an die
Fotos) aber ein paar tollen Versen.