Früher hat er Mathe geschwänzt, konnte dafür den “Fänger im Roggen” auswendig und hat mit seiner Punkband wilde Underground-Shows gespielt. Heute ist er erfolgreich als Versicherungsberater für junge Start-up-Unternehmen unterwegs. Das ist ehrlich schön für ihn, man freut sich darüber. Er hätte ja auch in der Gosse landen können. Trotzdem klingt das nicht besonders aufregend. Gilt leider auch für die Musik, die er heute in seinem Hobbykeller macht. Zugegeben, er hatte immer Talent, das hört man weiterhin: Da sind tolle Melodien dabei, wie die vom fiktiven Collegefilm-Blockbuster-Titelsong “Think Im Still In Love With You” und dem Endlosschleife-Hit “Big Lie”. Seine Texte, naja, die sind auf niedliche Art und Weise kindlich und naiv geblieben: You and I were members of the same online community/ I know that it sounds kinda lame when I said it out loud, heißt es etwa in “Friends We Met Online”. Seine Obsession mit Punk hat etwas nerdiges, immerhin nennt er sein Album nach dem einstigen Wunsch von Blink-182-Drummer Travis Barker, sich von Freunden gegen Geld umbringen zu lassen. Doch “Million Dollars To Kill Me” fehlt – obwohl ausgerechnet von Kurt Ballou produziert – der aufbrausende, jugendliche Kick, der die Musik früher so abenteuerlich gemacht hatte. Die neuen Songs sind so schematisch und vorhersehbar, die Produktion sitzt so gut wie ein maßgeschneidertes Sakko, man kann es sich ja auch leisten. Aber mit etwas zu langen Ärmeln und zu weitem Kragen sah der Kollege viel knuffiger aus. Trotzdem ist er immer noch ein guter Typ. Man verspricht sich, in Kontakt zu bleiben.
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