Wie blöd müssen sich eigentlich die Melvins vorgekommen sein, als Jucifer ihre Vorband war? Oder Mastodon? Im Grunde machen Jucifer beide Bands relativ überflüssig. Noch dazu servieren sie die ätherische Dichte von PJ Harvey, die Wall of Sound von Sonic Youth und die Düsternis von My Bloody Valentine auf einem blutverschmierten Hors-d’Oeuvre-Teller. Wenn’s ein wenig fetter sein soll. Ich war beim ersten Mal vielfach versucht zu skippen, weil mir der musikalische Auftrag der “Österreicherin” immer wieder ein parodistischer zu sein schien. Weit gefehlt, weiß ich nun, nach ein paar Hördurchgängen des Doppelalbums. Amber Valentine und Edgar Livengood sind einfach so. Sie limitieren weder ihre musikalischen Ideen noch lassen sie die Finger von Vorbildern. Wenn sie von Thrash- und Speed-Attacken in einen schimmernden Singer/Songwriter-Kosmos entschweben wollen, um mit einer Black-Sabbath-Hommage erneut auf dem Boden zu zerschellen: So sei es. Zu zweit klingen sie dabei geradezu orchestral. Das Bild, das “L’Autrichienne” in meinem Kopf hinterlässt, ist das einer zierlichen Taube, die sich anschickt, die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages zu begrüßen, um nach wenigen Flügelschlägen von einem Baseballschläger in Stücke gehauen zu werden.
weitere Platten
I Name You Destroyer
VÖ: 25.08.2003