Die ersten Veröffentlichungen des noch jungen Wuppertaler PAUL!-Labels hatten alle einen kräftigen Rotstich: Angelika Express und Family 5 sandten von dort aus dezent linkslastige Botschaften aus. Rot strahlen auch Junges Glueck. Jedoch aus Herz statt Hirn: “Was kann die Liebe denn dafür, wenn sie erdrückt wird? / Keucht und wimmert, bäumt sich immer wieder auf.” Ein Refrain wie viele auf “Hier im Vakuum”. Und wie so vieles geht er gerade so gut. Junges Glueck sind ehrlich, ohne allzu peinlich zu sein. Wählen einfache Worte, meist ohne die naheliegendsten zu dreschen. Erschaffen deutschen Pop mit vertretbaren Schlager-Verdachtsmomenten. Und anders als so oft kann man sogar durchs Booklet blättern, ohne Fremdscham zu empfinden. Das Weicheier-Image jedoch werden Junges Glueck von Anfang an mit sich herumtragen müssen. Dafür sorgt schon die Stimme von Niclas Breslein, der auch vermeintlich härtere Stücke wie “Um alles in der Welt” klein kriegt. Erst recht, wenn Ex-Mitglied Alex Tsitsigias, der sich inzwischen gänzlich seiner Hauptband Schrottgrenze widmet, bei fünf Songs im Background mit einstimmt. Aber was macht das schon, bei kleinen Glanztaten wie “Die vertrautesten Dinge” oder “Sekundenschlaf”? Und immer wenn sie wie mit “Richtig hier” Gefahr laufen, es sich doch zu verscherzen, zaubern sie einen Song wie “Sicher nicht” hervor, der mit feinem Galgenhumor glänzt. Mag sein, dass Junges Glueck noch einiges von den Größen gekonnter deutscher Popmusik trennt. Aber sie sind noch jung. Alles andere wird kommen.
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Raus aus Flüsterleben
VÖ: 13.04.2007