Klischeefreie Vokalstilistik, melodiöse Versatzstücke und wahrhaftig funky Beatstrukturen: Ein Muss! Die Schwerpunkte haben sich verschoben. Es sind nicht mehr die üblichen Verdächtigen von der Ostküste, die der in den letzten Jahren oftmals arg misshandelten und in geschmacklose Outfits gesteckten Rap-Musik neues Leben einhauchen können, auch aus Kalifornien meldeten sich verstärkt Crews zu Wort, die sich vom standardisierten Gangster-Geblubber und flachen Kommerzwahn distanzieren konnten. Woran das liegt? Nun, einer Combo wie Jurassic 5 hört man an, dass ihr kreativer Ansatz mehr Seele beinhaltet, als die meisten Veröffentlichungen der einschlägigen Millionenseller zusammen aufweisen können. Der Untergrund schlägt zurück! Nach dem großen Erfolg ihres 1998 noch auf einem Independent-Label veröffentlichten EP-Debüts halten sich die vier MCs und zwei DJs auch auf ihrem ersten Longplayer an die Zutaten, die sie zu einem der größten Hoffnungsträger Substanz-orientierter HipHop-Fans gemacht hat: Trocken funkende Beats und Bassläufe, voller Reminiszenzen an längst vergessen geglaubte Old School-Tugenden und abwechslungsreicher Vokalarbeit von vier Rappern mit charismatischen Stimmen, die neben den außergewöhnlich fließenden Reimen auch mehrstimmig vorgetragenen Gesangsharmonien aufzuweisen haben. Was aber am Wichtigsten ist: Das Resultat klingt nach Spaß! Dies hier ist im Gegensatz zu 90 Prozent aller Major-HipHop-Releases eben keine produktionelle Fließbandarbeit, sondern Ergebnis eines aus einem Bandgefüge heraus entstandenen Songwritings. Jetzt, da sich die Native Tongue-Bewegung in ihre Bestandteile aufgelöst hat und die Veröffentlichungen ihrer ehemaligen Mitglieder mehr nach kreativer Desorientierung als nach Inspiration klingen, ist die Zeit für J5 reifer denn je. Egal, ob live oder auf Tonträger: Ihrer Dynamik wird sich niemand verschließen können, der dieser Musikform generell etwas abgewinnen kann.
