Für “Berlin” feilte die Band minutiös an ihren Arrangements, präsentiert ausgefuchstes Songwriting, verfeinertes Sound- und Klangspektrum und wagt unverhoffte Experimente – alles ohne ihre Ideale zu verraten. Die Platte ist weniger spröde als seine Vorgänger, aber immer noch körnig. Die Songs versprühen eine raumgreifende Atmosphäre, sind regelrecht breitwandig, aber nie breitbeinig. Die Produktion klingt modern und trotzdem retro. Retro genug jedenfalls, um die langen Bärte zu rechtfertigen und Black Sabbath nach wie vor blind in jeder Rezension zu droppen. Das wissen auch Kadavar und kommentieren das ironisch mit dem Titel “Last Living Dinosaur”. Generell sind es aber eher große Momente als komplette Songs, die dieses Album auszeichnen. Wenn, wie etwa im spacigen “Into The Night”, nach drei Minuten aus einem verschachtelten Triolen-Motiv eine ornamentale Hymne entwächst, übermannen Glücksgefühle, die man dieser Musik von Natur aus eigentlich gar nicht zugetraut hätte. Und dann ist da noch das Nico-Cover “Reich der Träume2 – der unwirklichste aller Kadavar-Songs, für den Sänger Christoph Lindemann erstmalig auf Deutsch singt. Getarnt als Bonustrack, setzt die Interpretation eine beklemmend psychedelische Melange aus Pink Floyd und The Hirsch Effekt (ohne Mathcore-Attacken) frei: Sägende Gitarren, Tropfsteinhöhlen-Synthesizer und ein Melodica-Solo prägen den Schwanengesang, mit dem sich Kadavar für die Zukunft neue Optionen frei schaufeln.
weitere Platten
Eldovar: A Story Of Darkness & Light (mit Elder)
VÖ: 03.12.2021
The Isolation Tapes
VÖ: 23.10.2020
For The Dead Travel Fast
VÖ: 11.10.2019
Live in Copenhagen
VÖ: 12.10.2018
Rough Times
VÖ: 29.09.2017
Abra Kadavar (Live)
VÖ: 06.06.2014
Abra Kadavar
VÖ: 12.04.2013
Kadavar
VÖ: 02.03.2012