Dass sich in den acht Jahren seit dem letzten Kafkas-Album “Privilegienthron” musikalisch viel bewegt hat, ist nachvollziehbar. Die Weiterentwicklung zeigt in diesem Fall allerdings seltsam inkonsistente Folgen: Es gibt auf “Paula” einige ziemlich gelungene Fusionen von Postpunk und Indietronic, tanzbar und mit klug beobachteten Texten, wie in “Leben ist gut” oder “Klatscht In Die Hände!”, das sich die Event-Revolutionäre vornimmt. Bloß schluckt die MTV-konforme Glätte vieler Songs solch nachdenkenswerten Inhalt. Was umso seltsamer erscheint, weil die Band ihre in 20 Jahren Punkszene erprobte linke Grundhaltung von Konsumkritik bis Sozialverelendung über alle 15 Stücke des Albums durchhält. So bleibt der Eindruck zwiespältig: Man freut sich darüber, dass der Gesang nach Muff Potter klingt, wenn im Intro von “Hell oder dunkel” die Orientierungslosigkeit und Ablenkungssucht der Moderne deklamiert werden. Aber man ärgert sich eben auch über allzu platte Liebeslieder (Aber antikapitalistisch/ Das war doch klar) wie “Zwei Hände reichen nicht” und die abgegriffene Leben-als-Film-Szenerie von “90 Minuten”. Sowieso können Kafkas das Politische besser als das Private. Zum Ende dreht das Album mit unverschnittenem Punk wie in “2000 Hände” noch mal auf, doch die vielen gerechten und ironischen Textzeilen fordern ihren Tribut bei der Aufmerksamkeit des Hörers. Als Subversion gegen engstirnige Szenepolizisten betrachtet könnte “Paula” zwar Sinn ergeben – nur klingt das Album deshalb eben auch nicht anders.