Nach drei Minuten kommt das Motiv des Russland-Schlagers “Kalinka”, und man sieht das Orchestra schon wieder über Bühnen turnen – und sich selbst im Publikum hüpfen, grinsen, mitsingen, obwohl man nur vom Hörensagen weiß, worum es in diesen Liedern geht. “KGB” heißt der Auftakt der dritten Platte der Derwische aus Norwegens Gletscherlandschaft, und wir werden eingeführt in die fiktive Welt des fiktiven Helden: Maestro Dieter Meyer, Leiter eines Institutes zur Behandlung von Kriegsfolgen. Meyer lässt fleißig einliefern – zum Beispiel seine ehemalige Geliebte und ihren neuen Mann –, aber auch jagen und ausräuchern. Man munkelt, Meyer benutze sein Institut zum Diamantenschmuggel und verhökere seine Patienten als Lobotomie-Versuchskaninchen. Aber wehe, man spricht so etwas öffentlich aus! Der Maestro foltert (frag nach bei “Senior Flamingo”), und oft bleibt eben nur die Flucht in die schützenden Hände des KGB. Was für ein Szenario! Die sechs Herren vom Kaizers Orchestra haben sich nach dem düster-verworrenen Zweipersonenhaushalt von “Evig Pint” wieder eine große Geschichte ausgedacht. Tiefer denn je fühlen sich die Musiker den slawischen Traditionen verbunden: tränenrührendes Moll (“Christiania”, ein Klagelied), stampfendes Dur (“Maestro” oder “Delikatessen”, Nachschub für Kaminers Russendisko). Die zentrale und unschlagbare Hymne “Dieter Meyer Institutsjon” ist zum Fäusterecken, bevor die Tonnentrommelei losgeht, die live für so viel Freude sorgt. Der PunknRoll von “Blitzregn Baby” öffnet die Garagentore, und da stehen Kaizers Orchestra: Tränen und Temperamente für Maestro Dieter Meyer, den größten Schurken unter dem Firmament.
weitere Platten
Violeta Violeta Vol. III
VÖ: 15.02.2013
Violeta Violeta Vol II
VÖ: 13.01.2012
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VÖ: 28.01.2011
250 Prosent
VÖ: 07.11.2008
Maskineri
VÖ: 04.04.2008
Evig Pint
VÖ: 05.04.2004
Ompa til du dør
VÖ: 25.08.2003