Kaizers Orchestra
Violeta Violeta Vol II
Text: Martin Iordanidis
Mit Balladen wie “Her Face” und “Go Tell Her” fand damals eine Leichtfüßigkeit in den Fundus des Songwriters, die fortan ungefragt Lippenstift ins Gesicht des Kaizers Orchestra kritzeln sollte. Seitdem geht es mit den Norwegern bergab. Oder mächtig bergauf, je nach Perspektive des Hörers und dessen historischem Verhältnis zum Orchester. Auch der zweite Teil der “Violeta Violeta”-Trilogie wird als Konzeptkunst verkauft. Die Sprachbarriere wird von Fans mit Norwegisch-Kenntnissen sicher wieder mit Anlauf genommen, alle anderen können sich an einem bunten Flickenteppich von Album freuen. “Mehr Gitarre!” steht auf der kaiserlichen Flagge, und das ist international: “I Ett Med Verden” schrammelt auf einem pummeligen Basslauf reitend über verstaubte Blümchensofas. Mit kratzigen Twang-Gitarren durchkreuzen das Kaizers Orchestra seine eigene Gefälligkeit, wenn sie wie in “Støv Og Sand” zu sehr auf The Kooks zusteuert. Tusen Dråper Regn täuscht ein hymnisches Gitarrenthema an und setzt seinen Weg dann als halluzinogener Spaziergang mit kurzen nüchternen Momenten fort. Vom Scheppern und Krachen können Kaizers Orchestra trotzdem nicht ganz lassen. “Far Til Datter” hält dem großen Paten Tom Waits die Treue und eiert mit Banjo und nervöser Hintergrund-Percussion einem verkaterten Ende entgegen. Ist okay, denn danach ist Sport angesagt: “Faen I Båten” klingt nach Bastard aus psychedlischem Twang, Zirkusmusik und Surfpop und hampelt entsprechend herum. Die ehemaligen Ritalin-Kinder aus Norwegen sind erwachsen geworden – wenn Stimmung aufkommen soll, werden einfach mal die Pillen abgesetzt.
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