Mit schwindlig machender Gitarrenenergie starten die Finnen in ihr drittes Album, bevor im Opener “Another Toothpick” der Gesang mit einer nostalgischen Schwere wie direkt aus den 70ern zum Hörer geweht wird. Selten passt ein Albumcover so gut zur Musik wie hier: Zu sehen sind fantastische Wesen in einer surrealen Welt, die aus dem Zeichentrickfilm “La Planète sauvage” von 1973 stammen könnten oder aber aus dem Trickuniversum von Stop-Motion-Genie Ray Harryhausen. Genauso, wie man sich in dessen farbgewaltiger Animation verliert, so passiert das auch in der Musik von Kaleidobolt. Deren Name erinnert nicht von ungefähr an ein Kaleidoskop, während der zweite Teil treffend von Thunderbolt, also Blitz und Donner abgeleitet ist: Psychedelischer Wahnsinn vermischt sich mit geradlinig prügelnden Gitarren, Stoner-Schlagzeugrhythmen und klassischen Heavy-Rock-Aspekten. Die Progrock-Legenden blitzen in den Songs dabei immer wieder durch, sei es Yes, Rush oder auch King Crimson, allerdings machen Kaleidbolt Musik im Hochgeschwindigkeitsmodus, sodass das Retro-Feeling, das durchaus auf den Tracks liegt, in diesem Rausch ziemlich schnell weggeblasen wird. Die Mischung aus reiner Energie, irrwitzigen Melodieläufen und soliden Grundmustern macht “Bitter” zu einem Sonderfall innerhalb des Prog Genres. Man könnte im Bezug auf die übergroßen Vorgänger sagen: Yes, its a Rush. Insofern sind Kaleidobolt entweder 40 Jahre zu spät geboren oder gerade richtig angekommen.