Studierte Indie-/Postrocker, die sich um den Platz im Santana-Vorprogramm bewerben. Das kann nicht gutgehen.
Zeit, den inneren Schweineopa rauszulassen: Früher, ja früher war alles besser. Zumindest diese Band: Karate oszillierten auf ihren ersten Alben stimmungs- und schwingungsvoll zwischen Indie- und Postrock, und schufen sich – selten genug in diesem Genre – eine zeitlose Aura, die das selbstbetitelte Maßallerdinge-Debüt auch sieben Jahre später noch hörens- und entdeckenswert macht. Dem Teufel, der jedoch auf “Some Boots” das Inzwischen-wieder-Trio aus Boston geritten hat, möchte man nicht im Dunkeln begegnen. Bassist Jeffrey Godard führt zwar weiterhin seine Saiten mit jazziger Rastlosigkeit spazieren, während ihm Drummer Gavin McCarthy dezent auf der Spur ist, und auch Geoff Farina, der Dritte im Bunde, hat seine lakonische Erzähl- und Singweise nicht verloren. Wohl aber seinen Geschmackssinn was die Gitarrenarbeit angeht: So durchbrechen sechs der neun Stücke auf dem Album die Sechs-Minuten-Schallmauer, und das nicht etwa, weil es soviel zu sagen oder gemächlich aufzubauen gäbe, sondern weil der Gute wahnsinnig viel Griffbretter zu schrubben hat. Es klingt unglaublich, aber die Solo- und Bluesrock-Schemata, die Farina hier auspackt, erinnern allen Ernstes an Santana, Chris Rea oder Mark Knopfler – sprich: an all die schlimmen alten Männer mit Schweißbändern, Flitzefingern und Sitzklatsch-Publikum. Und Karate meinen das offensichtlich ernst; “Some Boots” bietet zumindest keine Hinweise einer ironischen Brechung. Und selbst wenn Persiflage das (ohnehin recht billige) Motiv wäre: Besser wird das Album dadurch auch nicht.
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