Dass die Yeah Yeah Yeahs-Sängerin den Draht zur Sesamstraßenklientel hat, bewies sie unter anderem schon mit ihrem Soundtrack zu “Wo die wilden Kerle wohnen”. Dazu gibt es Pressefotos, die O im Wolfspelz zeigen und mit einem Lächeln, das die heile Welt hinter der nächsten Straßenecke vermutet. Auch “Crush Songs” schäumt trotz der eher erwachsenen Thematik (es geht um Liebe, Sex und viel Zärtlichkeit) geradezu über vor Niedlichkeit und Optimismus. Die 15 Stücke entstanden bereits in den Jahren 2006 und 2007 und bieten unter anderem einen interessanten Blick auf den Songwriting-Baukasten der Sängerin. Die meisten Teile, die einen Yeah-Yeah-Yeahs Song ausmachen, sind nämlich schon an Ort und Stelle: die ansteckende Melodie, der Ringelpiez-Rhythmus und Karen Os entwaffnend burschikose Stimme. Was an professioneller Instrumentierung fehlt, kann man sich dazudenken, man kann es aber auch lassen. Denn “Crush Songs” ist das seltene Beispiel für eine abgespeckte LoFi-Ästhetik, die in ihrer Behelfsmäßigkeit genauso unterhaltsam ist wie das Hochglanzprodukt. Wahrscheinlich liegt das größtenteils am angeborenen Charme der Sängerin. Songs wie “King” oder “Rapt” sind aufrichtig in ihrer Beschreibung romantischer Annäherungsversuche, doch ihr Vortrag hat etwas Lockeres, Wissendes und Augenzwinkerndes, das mit dem Begriff twee nicht ausreichend beschrieben werden kann. Im Gegensatz zu so vielen anderen Beziehungssongs fehlt ihnen außerdem die Heimtücke, und schon das an sich ist erzieherisch wertvoll.
weitere Platten
Lux Prima (mit Danger Mouse)
VÖ: 15.03.2019
Live From Crush Palace
VÖ: 13.02.2015