Mächtiger Riffrock mit einer Durchschlagskraft, die den Platzhirschen Kyuss Angst einjagen könnte – und das komplett instrumental? So etwas lässt sich nie und nimmer verkaufen, befand Ende der 90er das Label Roadrunner. Die Neulinge Karma To Burn beugten sich dem Druck des Brötchengebers, nahmen ihr Debüt widerwillig mit einem Sänger auf und wurden damit nicht glücklich. Der unter Zwang verpflichtete Jason Jarosz flog wieder raus, auf allen folgenden Alben verzichteten Karma To Burn weitgehend auf Worte. Weil ihnen aber der faule Kompromiss von 1997 keine Ruhe ließ, bringt die Band ihr Wunschkind mit 15 Jahren Verspätung erneut unter die Leute. Und dieses Mal so, wie es damals nicht sein durfte. Eine stumme Urgewalt, deren kapitale Riffs und wankend wechselnde Rhythmen alles sagen, was gesagt werden muss. Der Untertitel “Slight Reprise” trifft es gut: Das Titelartwork ist eine hellere Variante des Ursprungsmotivs einer modellierten Barbusigen samt Motorrad. Die alten Songs wurden neu eingespielt, nur kosmetisch bearbeitet und betont organisch produziert. Die einzigen Textzeilen sang Stargast John Garcia für “Two Times” ein, das sich allerdings 2010 schon auf “Appalachian Incantation” fand. Für den wuchtigen, aber wortlosen Rest des Albums gilt: Wer Karma To Burn für ihr unkonventionelles Konzept schätzt, wird diese Neuauflage als konsequente Aufarbeitung der frühen Bandgeschichte lieben. Alle anderen sollten hier besser nicht darauf warten, dass sich endlich eine Stimme aus dem Dröhnen erhebt.
weitere Platten
Arch Stanton
VÖ: 15.08.2014
Appalachian Incantation
VÖ: 30.04.2010
Almost Heathen
VÖ: 01.01.1900
dto.
VÖ: 01.01.1900