Das passiert tatsächlich mit so viel Schwung, dass man schnell vergisst, woher die Band musikalisch kommt. Jedes in sich geschlossene Stück Musik, allen voran die mal loungigen, mal elektronischen Hiphop-Interludes, macht neue Klangräume auf und fokussiert sich gezielt auf bestimmte akustische Aspekte. Das kann der Stakkato-Groove aus dem Titelsong sein, der schwer walzende, dank seiner Geisterorgel fast schon doomige Stoner-Throwback aus dem hinteren Teil von “Flashback Fatkids” oder die von spacigen Gitarren umschlungene Kopfstimme von Frontmann Enrico Semler aus “Spacegear Awayteam” – Hauptsache nicht den gleichen Haken zweimal schlagen. Dass dieses Konzept so gut aufgeht, liegt vor allem an der Arbeit von Keyboarder und Organist Johannes Walenta. Der schrammt mit seinen Tasteninstrumenten zwar oft an der Grenze zum 70s-Prog-Kopistentum entlang, stellt im Kontext der mal Richtung Noise, mal Richtung Psych, mal Richtung Bluesrock schielenden Songs aber ein enorm wichtiges Gegengewicht dar. So entsteht eine Brücke, die klassischen, gitarrenbasierten Prog mit grobkörnigem Sound und unbeschwerter Experimentierfreude verbindet. Normalerweise freut man sich beim Wandern auf den Aufstieg. Im Fall von Kaskadeur kann man es sich aber getrost auch im Tal gemütlich machen.
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Phantom Vibrations
VÖ: 03.03.2023