Kavrila sind auf “Rituals II” beides: Auslöser und entfesselte Herde. “Lidless” eröffnet die EP passenderweise mit bedrohlichen Klangflächen und unruhigem Pferdewiehern, um dann unkontrolliert loszubrechen. Gnadenlos schreddernde Gitarren und erbarmungsloses Schlagzeug zeugen davon, dass die Hamburger ihre Akustik-Dampfwalze noch präziser auf den Punkt bringen können. Sänger Alex Bujack schreit sich dabei kathartisch die Seele aus dem Leib und produziert mit seinen Bandkollegen einen dicken Kloß im Hals der Hörer. Angelegt als Teil einer Trilogie durchspielt “Rituals II” jede bisher bekannte Facette des Doom-Punk-Quartetts: vom groovenden Sludge von “Ghost Shore” über den ungezügelten Punker “Mass Misery” zum Doom-Hardcore-Hybriden “Expulsion”. All die wild um sich schlagende Wut und die brachialen Einflüsse sind auf unter 15 Minuten Spielzeit derart komprimiert, dass sie einem regelrecht um die Ohren fliegen, sobald man sie durch die Boxen freilässt. Auf Vinyl wird diese Tour de Force durch den Bonustrack “Days Of Wrath” vermeintlich zum Halt gebracht. Das soll aber nicht bedeuten, dass man sich zurücklehnen kann, denn das uneheliche Kind einer Liaison von Amenra und Massive Attack schließt die bedrückende Schwere der Platte mit seiner düsteren Atmosphäre ab. Mit der bereits dritten Veröffentlichung seit ihrer Gründung 2016 bleiben Kavrila weiter beweglich und kanalisieren die Ängste und Reibungspunkte der menschlichen Seele. Die logischerweise folgenden dritten Rituale können nur noch böser und konkreter werden.
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