Kelis ist die große Ausnahmeerscheinung im R&B-Zirkus, in dem es sonst vor Schnulzen-Onkels und Möchtegern-Diven nur so wimmelt.
Schon ihre grandiose Tussi-Parodie bei Ol Dirty Bastards Got Your Money ließ aufhorchen, ihre Single “Caught Out There mit dem Schlachtruf “I hate you so much right now” ging dann vor zwei Jahren um die Welt. Ihren Humor hat sie auch auf dem zweiten Album nicht verloren, bei dem sie erstmals für alle Texte selbst verantwortlich ist, ansonsten überrascht vor allem, mit wie wenig Gästen sie hier auskommt. Nachdem die halbe Musikwelt anklopfte, um mal mit ihr ins Studio zu gehen, bekamen für “Wanderland” lediglich ihr bewährtes Produzententeam The Neptunes sowie Korn-Bassist Fieldy und No Doubt den Zuschlag – wohl auch ein Statement, dass Kelis mit mindestens einem halben Bein im Rock steht. Dabei hat man es hier eigentlich mit einer gut geölten, aber keinesfalls glitschigen HipHop-Produktion auf höchstem Niveau zu tun, bei der die 21jährige Sängerin sehr überzeugend den Spagat zwischen Unschuld vom Lande und durchtriebenem Luder hinkriegt. Der Track mit No Doubt (“Perfect Day”) mag eine Spur zu glatt ausgefallen sein, abgesehen davon hagelt es hier fast ausschließlich Hits (“Young Fresh N New”, “Popular Thug”, “Daddy”, “Shooting Stars”). Insgesamt deutlich überzeugender als das Debüt und meilenweit entfernt vom allzu belanglosen Gesäusel der meisten anderen Sängerinnen des Black Music-Segments.
weitere Platten
Kelis Was Here
VÖ: 08.09.2006
Tasty
VÖ: 08.12.2003