Kelly Jones
Inevitable Incredible
Schon interessant, nur wenige würden die Stereophonics und ihren Sänger und Songwriter Kelly Jones zur kreativen Speerspitze der britischen Szene zählen – trotz aller kommerzieller Erfolge. Dann aber läuft das Titelstück von Jones’ zweitem Soloalbum (das erste erschien 2007), und nach wenigen Sekunden ist da diese eine Harmoniefolge, die Jones’ Arbeit als Songwriter charakterisiert. Um ein einfaches Bild zu verwenden: Wie Coldplay im Holzfällerhemd.
Der Titelsong führt mit Klavier, Orchester und sehnsuchtsvollem Vortrag über das Gefühl, nach Hause zu kommen, ins Album ein. Jones bleibt danach am Piano sitzen, auf diesem hat er diese Songs geschrieben, an diesem trägt er sie vor. Acht gefühlige Stücke bietet die Platte, viele behandeln mentale Probleme, widmen sich dunklen Stunden und den Monstern im Haus. Hört man sich an jedem Tag in der Woche einen davon an – und sonntags auch mal zwei –, dann ist “Inevitable Incredible” ein feines Album für die Momente zwischen Hangover und Aufbruch ins nächste Abenteuer.
Nimmt man jeden Song einzeln, macht Jones wenig falsch. Läuft die Platte aber durch, und darauf zielt der Künstler ab, entwickelt sich das Werk zu einem kitschig orchestrierten Pianotheater in Moll, mit einem Sänger, der mehr und mehr an Bryan Adams erinnert und seine Bedeutung als Mann am Klavier komplett überschätzt.
Das steckt drin: Bryan Adams, Coldplay, Tom Waits