Bevor sich die Brüder Jesse und Shane Matthewson mit Bassist Scott Hamilton 2017 trafen, um das brutalste Album ihres Lebens einzuspielen, hatten sie erst einmal Luft geholt. Nach “Success” (2015) hatte sich die Band eine Auszeit genommen, um nicht im Teufelskreis aus Touren und Albumproduktionen zerrieben zu werden. Dem Tempo ihres Schaffens, der Intensität ihrer Musik geschuldet stand das Trio kurz vorm Burnout. Das war 2016, aber bekanntermaßen sollte nichts besser werden. Wir wollten ein Album machen, das die Reaktion eines denkenden Menschen auf die aktuelle politische und technologische Realität darstellt, sagt die Band über ihr überdrehtes, dissonantes und maximal angepisstes Werk. Eine Generation, die mit Bands wie Shellac, Black Flag und Unsane aufgewachsen ist, wird “Loved” wie eine dringend benötigte frische Brise aus Wut willkommen heißen. Ken Mode weigern sich bockig, harmonisch zu klingen. Jede Textzeile schneidet ins Gehör, jede Gitarrenfigur klingt schräg und fordernd. Mitunter schaltet die Band einen Gang hoch, wenn im Grunde das Maximum an Verzerrung schon lange erreicht scheint. Die Wucht, mit der Ken Mode auf diesem Album operieren, wäre erschöpfend, wenn sie nicht gleichzeitig so magnetisch wäre. “Loved” verbreitet einen akustischen Wahnsinn, auf den man schließlich nur noch mit dem irren Grinsen reagieren möchte, das die Gestalt auf dem Cover des Albums im Gesicht trägt. Wenn jemand das musikalische Äquivalent zum Gefühl unserer Zeit sucht: “Loved” ist es.