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    Kendrick Lamar
    GNX

    VÖ: 22.11.2024 | Label: pgLang/Interscope
    Text: Arne Lehrke
    10 / 12
    Kendrick Lamar - GNX

    “Mustaaaaaaard!” – das größte Meme nach dem einigermaßen überraschenden Aufschlag des sechsten Albums von Kendrick Lamar scheint bis jetzt ein Aufschrei aus dem Song “TV off” zu sein. Das ist wenig verwunderlich, dauert es bei einem der besten Rapper aller Zeiten immer erst eine Weile, bis ein Album entschlüsselt ist – auch weil es so viel zu entdecken gibt.

    Da verlassen sich viele zunächst lieber auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und das sind Memes und Disses. Von letzteren gibt es auf “GNX” nach dem öffentlich über mehrere Songs ausgetragenen Beef mit Pop-Sternchen Drake überraschend wenige bis keine. Stattdessen fühlt sich bei Kendrick Lamar wie so oft alles nach Grassroots-Arbeit an. Das liegt nicht nur an den hörbaren Westcoast- und G-Funk-Beats, die ganz organisch nach Tradition und Modernität in einem klingen, sondern auch an einer ganzen Reihe von Künstler:innen aus seinem Umfeld wie Dody6 oder Lefty Gunplay, die nur eingefleischten Kenner:innen etwas sagen dürften und von Kendrick Lamar eine Bühne bekommen. Auch an den nach wie vor bestehenden Zäunen zwischen Black- und Latino-Community rüttelt Kendrick Lamar beständig mit Features des mexikanischen Rappers Peysoh im Titelsong und der Sängerin Deyra Barrera, die das Album mit ihrer Stimme eröffnet.

    Klar ist die Erwartungshaltung an den Pulitzer-Preisträger aus Compton immer ein bisschen höher, während sich der (akademische) Diskurs darauf versteift hat, jede Zeile des Rappers in den Wochen nach Veröffentlichung auseinanderzunehmen. Das ist auf “GNX” aber gar nicht nötig. An den kleinen Punchlines und den episodenhaften Erzählungen, die manchmal nur wenige Zeilen lang sind, kann man sich zwar abarbeiten. Man kann sie aber auch einfach genießen, auch wenn ein großes übergeordnetes Thema außer der omnipräsenten Community auf den ersten Blick zu fehlen scheint. Denn die kurzweilige Dreiviertelstunde zeigt einen genauso motivierten, Flow-interessierten (“Squabble up”) wie nach wie vor melodieliebenden Kendrick Lamar (“Luther” mit der großartigen SZA).

    Das Album, an dem an fast allen Songs Jack Antonoff mitproduziert hat (ein weiteres kleines Meme), ist trotzdem mehr als eine 45-minütige Fingerübung. Es ist ein Reminder, wie großartig Kendrick Lamar ist. Nächstes Mal darf es gerne wieder ein Meisterwerk sein. Aber genauso richtig ist es, zu fragen, wer es dieses Jahr besser gemacht hat. Oder wie Kendrick Lamar selbst rappt: “Whacked the murals out, but it ain’t no legends if my legend ends!”

    Das steckt drin: 2Pac, J.Cole, Tyler, The Creator

    weitere Platten

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