Zumindest in ihrer Heimat spielen sie dort ohnehin regelmäßig, da ihre letzten vier Alben jeweils von null auf eins in die Charts einstiegen. “Röd” dürfte diesem Weg unmittelbar folgen, denn es beherzigt alles, was in den Hitparaden heutzutage noch an die Spitze führt: die 80er-Synthesizer-Welle, die mit maximalem Aufwand Richtung Zeitgeist poliert wurde; die gekonnte Mischung zwischen schmatzenden Pop-Hymnen und tanzbaren Four-to-the-floor-Beatpeitschen; zwei Balladen für die Kuschelstunden und zwei, drei komplexere, dann auch verhalten rockigere Songs für all jene, die der Band schon lange folgen und sich noch an ihre Indierock-Phase erinnern.
So weit alles richtig und toll, schließlich gelingt es Kent, bei aller angesagten Retro-Synthie-Ambient-Zuckersüße durchaus, Songs mit einem gewissen Tiefgang und versiert komponierten Schmacht-Refrains zu schreiben.
Allein: Wozu braucht es – zumindest außerhalb Schwedens – eine in Muttersprache singende Fast-Kopie von A-Ha, einen Bastard aus Depeche Mode, Coldplay und Hot Chip ohne Hipness-Faktor? Sicher: Im Heimatland ist so viel Sprachtreue unmittelbar willkommen. Doch außerhalb entsteht prompt eine Barriere, wegen der man lediglich feststellen kann: Schwedisch ist eine angenehme Popsprache. Die Melodien und Vokale fließen, und Joakim Berg singt auch fraglos bezirzend, fast wie eine Art Mainstream-Sigur-Rós. Was am Ende jedoch bleibt, ist ein lokales Phänomen des großen Erfolgs, das außerhalb Schwedens nur unzureichend funktioniert, bei aller Perfektion dieser ätherischen Radiomusik.