Kent
Tillbaka Till Samtiden
Text: Markus Hockenbrink
Popliterat Chuck Klostermann äußerte in seiner Hair-Metal-Bibel “Fargo Rock City” die Vermutung, dass KISS frühe Alben heute wohl Underground-Klassiker wären, wenn sie nicht gleichzeitig solche Verkaufsschlager abgegeben hätten. Denkbar. Kent nähern sich diesem Phänomen unterdessen von der anderen Seite. Die Schweden spielen seit zwölf Jahren ultra-eingängigen Pop-Rock, feiern in ihrer Heimat sagenhafte Erfolge, werden aber hierzulande als Geheimtipp der sanften Sorte gehandelt. Auch die neue CD dürfte der beiläufige Konsument wieder schlichtweg überhören, Freunde zurückhaltenden Schönklangs entdecken allerdings das Verwöhn-Aroma leicht unpersönlicher Perfektion. Und es gibt ja Leute, die stehen darauf. “Tillbaka” ist eins der besseren Kent-Alben, mit 54 Minuten ein Quäntchen zu lang, und der Beleg dafür, dass anschmiegsame Wird-schon-wieder!-Musik auch ohne fette Gitarren verdammt groß klingen kann. Solange solche Bands noch in 300er-Clubs aufspielen, statt von Buddhismus, Fleischverzicht und Hollywood-Freundin zu schwärmen, ist das eigentlich alles auch ganz charmant.