Wie oft läuft man nämlich Gefahr, mittels vieler kleiner Effektgeräte einen ausufernden und exotischen Klangteppich zu weben, um dann still und heimlich den Mangel an relevanten Ideen drunter zu kehren? Solcherlei Experimentierfreude endet leider zu häufig in Ernüchterung. Glücklicherweise gibt es aber immer wieder Randerscheinungen wie Kerretta. Ob es nun an dem hervorragenden Mix liegt, der den luftigen und fragilen Gitarren genug Raum zum Atmen lässt, oder der wendigen, aber trotzdem hemmungslos treibenden Rhythmusgruppe, die das ganze unterstreicht: Saansilo hat einen spürbaren Puls und entwickelt – wenn man es lässt – ein Eigenleben. Dass die Platte, im Gegensatz zum Debüt von 2010, kaum mehr sommerlich klingt, ist geschenkt. Da stampfen Schlagzeug und Bass im Opener A Ways To Uprise viel zu testosterongetränkt durch einen Wald aus Synthie-Gitarren. Und dann das: Halls To Wherever öffnet sich mit nervösem Gitarrengeplänkel, wird dann von einem atemlosen Bass und einem stolpernden Schlagzeug in die Ecke gedrängt, und tänzelt sich schließlich frech wieder frei. So nah dürften sich instrumentaler Postrock und Indiedisco noch nie gekommen sein. Bloodlines, ein eigentlich interessantes Spiel mit Dynamik – oder genau genommen das gefühlte Ausbleiben jeglicher Dynamik – nimmt leider wieder Wind aus den Segeln. Nur um dann mit pumpendem Beats wieder an Fahrt zu gewinnen und das zweite Album der Band aus Neuseeland in einem fast schon sinfonischen Finale gipfeln zu lassen.