Kid Kapichi
Here's What You Could Have Won
Text: Jonathan Schütz
Die Briten sind zwar durch und durch eine Rockband mit Punk-Attitüde, ihre stilistische Vielfalt geht jedoch weit darüber hinaus. Angefangen bei Sänger und Gitarrist Jack Wilson, dessen Sprechgesang in “INVU” nach Mike Skinner klingt, während er bei den Balladen “Party At No. 10” und “Never Really Had You” nicht weit von Liam Gallagher entfernt ist. Zum Großteil regiert hier aber fuzziger Alternative Rock im Stile von Slaves, die Kid Kapichi offen als großen Einfluss bezeichnen. Während das Duo aus Kent der Form von früher hinterherhechelt, wirkt “Here’s What You Could Have Won” frisch wie lange keine Gitarrenplatte mehr aus Großbritannien, die nicht dem (Post-)Punk zuzuordnen ist. Das liegt einerseits daran, dass Wilson kein Blatt vor den Mund nimmt und den Status Quo seines Heimatlandes immer wieder scharfzüngig kommentiert, andererseits besitzt seine Band ein gutes Gespür fürs Songwriting. “Super Soaker”, “Cops And Robbers” und “Tar Pit” sind krachende Hits und zur Kapitalismuskritik in “5 Days On (2 Days Off)” würde auch Karl Marx im Takt nicken. Mit “New England” und “Party At No. 10” gibt es zudem gleich zwei Kandidaten für den Song des Jahres. Während sich “New England” Bob Vylan dazu holt und Kritik am Königreich im Brexit-Zeitalter ist, widmet sich “Party At No. 10” auf höchst zynische Art den Lockdown-Partys in der Downing Street.
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