Auch das ist ein Weg: Kid Rock wurde zum Gewinner, weil er sich als einer bezeichnet und das dreist in seiner tief-amerikanischen Musik auslebt. 1998 führte das zu größenwahnsinnigem Crossover mit “Devil Without A Cause”, dann spielte er auf europäischen Festivals “Sweet Home Alabama”, dann besuchte er US-Soldaten im Irak, und heute – ab von seinem Auftauchen in der Boulevard-Presse – macht er Country-Rock. Bis in die Spitzen klischeehaft, unendlich prollig, aber irgendwie ehrlich. Songs wie der schmalzige Country-Gospel “Amen” oder das selbstredend vertretene “New Orleans” können manchem Europäer eine Woche Verstopfung schenken. Die Alternative-Country-Fraktion bekommt bei Textzeilen wie “And I fuck hot pussy until it’s cold” (“Sugar”) hektische Flecken. Und der moderne Rockmusikhörer kann die primitiven Scratching-Einsätze in “Don’t Tell Me U Love Me” kaum fassen. Kurz: Das Brusthaar, wie Kollege Großmann es sagen würde, weht unentwegt im US-Mainstream-Wind, während sein Züchter über Arbeit, Glauben, Saufen, Bumsen oder Verlust singt und dabei auch noch den Outlaw raushängen lässt. Aber erstens: Er weiß das (“Lowlife (Living The Highlife)”). Und zweitens: In seinen Country-Momenten ist Kid Rock so emotional und echt, dass man ihm etwas Liebenswertes nicht absprechen kann. Country eben. Grundlegende Erkenntnis bleibt aber: Wie geil der sich findet!
weitere Platten
First Kiss
VÖ: 20.02.2015
Rebel Soul
VÖ: 16.11.2012
Cocky
VÖ: 10.12.2001
The History Of Rock
VÖ: 29.05.2000
Devil Without A Cause
VÖ: 01.01.1900