Da sitzt man dann vor einer in Zitronen-Hysterie und Fehlfarben-Kälte vorgetragenen Poesie und ist peinlich berührt, wie die Sozialkritik raffiniert durch die kalte Küche kommen soll, aber eher nach altem Scherben-Mief müffelt. Das ist ebenso unnötig wie jeder Moment dieser Platte, der unbedingt schräg, unnahbar und abweisend klingen will und damit zwar mehr Punk-Ideologie einlöst als jeder Turnschuh-Protestler, aber unterm Strich nur missionierend wirkt, auch wenn die Kiesgroup ihre Texte so gestaltet, dass man eher “Sozialkritik?” fragt als “Sozialkritik!” ruft. Genauso schlimm: der Helge Schneidereske Sprechgesangs-Schleicher “Mad Dog” oder “Im Lager bei Toshiba” , wo die unerträgliche Verweigerungsstimme zu Casio-Sounds daherlamentiert. Richtig gut, richtig eigen und überzeugend sind sie in Stücken wie “Feuer im Hotel” oder dem Titelstück. Dort bauen sie einen lichten, aufatmenden Easy-Listening-Beat in ihre Songs, einen Lounge-Pop für die frische Luft, der wie eine Wiese am Abend oder ein Gartencenter ohne Kunden klingt und ganz wunderbar den eher trockenen Sprechgesang und seine merkwürdigen Stories konterkariert. Und manchmal sitzt auch der Humor, etwa wenn die Band in “Der Abgabetermin” ankündigt, dass ihre letzte kommerzielle Rettung darin bestünde, dass auf der neuen Platte Peter Hein mitsinge, was er dann in “Die Strokes” auch tut. Ein zweischneidiges Schwert, dieses Album, aber ein Schwert allemal.