Killer Mike
Michael
Dass es Redebedarf gibt, legt der Opener Down By Law nahe: Aus Orgel, Soul-Ornamenten und HiHat-Zischeln setzt sich ein Blockbuster-breiter Beat zusammen, auf den Killer Mike springt und einen uferlosen Part ergießt, mit mehr N-Wörtern, als irgendwer zählen kann, sich überschlagenden Ansagen und Anmaßungen, bis der Protagonist dieser Biografie gebührend eingeführt ist.
“Michael” ist ein Südstaatendrama, das zwar keiner klaren Geschichte folgt, am Ende aber doch ein Bild ergibt, weil sich Motive durch all die kleinen Stories ziehen. Dazu zählen auch musikalische Themen, etwa die Chöre, die immer wieder aus Refrains quillen, im bedrückenden “Slummer” aber auch den Ton für das triste Finale setzen. Wie auf einem Kendrick Lamar-Album darf die Musik atmen und hat einen dramaturgischen Effekt, nicht nur bei der Aufarbeitung von Familiengeschichte zu Kirchenklängen.
Wenn DJ Paul in “Talk’n That Shit!” einen klassischen Southern-Rap-Beat aus der Gruft lässt, verfällt Killer Mike in angenehm alte Muster, die inmitten der Bekenntnis-Stimmung aber neu konnotiert sind. Knarzt er hingegen kurz vor Schluss in “Don’t Let The Devil” mit Run The Jewels-Kollege El-P durch eine flirrende Western-Kulisse, handelt es sich eher um den wohlverdienten lockeren Moment am Ende einer Platte, die er nutzt, einen beiseitezunehmen und zu teachen. Selbst wenn das vereinzelt schlaucht – Killer Mike hat sich “Michael” verdient.
Das steckt drin: Kendrick Lamar, Outkast, Run The Jewels
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