Milde von Alters wegen ist nicht das Ding von Jaz Coleman. Der charismatisch-exzentrische Experimental-Fan hat neben all seinen Projekten, den Chor- und Orchester-Arrangements, Fremdkompositionen, Büchern und Soundtracks, noch genug Wut im Bauch, um mit seiner Band ein Album vorzulegen, das nicht nur alle Facetten aus drei Dekaden Killing Joke aufgreift, sondern modern und abwechslungsreich die anhaltende Relevanz der Briten aufzeigt. Einflüsse aus allen Schaffensphasen findet man auf Absolute Dissent: den sperrigen Postpunk aus den Anfangstagen, poppig-wavige Disco-Nummern wie in den späten 80ern, den Industrial-Metal und Alternative-Rock, mit dem Killing Joke in den 90ern unzähligen Bands den Weg bereitet haben und der hier auch den größten Anteil ausmacht, mit dem abschließenden “Ghosts Of Ladbroke Grove” dann auch einen Dub-Song. Die variantenreiche Gitarrenarbeit von Geordie Walker, der neben Coleman über all die Jahre die einzige Konstante bei Killing Joke war, ist einmal mehr hervorzuheben: mal flächig die starken Refrains unterstützend wie im Opener und Titeltrack oder in “Fresh Fever In The Skies”, mit simpel-prägnanten Hooklines in “The Great Cull” oder stakkatohaft-monoton im an Fugazis “Waiting Room” erinnernden “Depthcharge”. Coleman steuert dazu wieder verschiedene Arten von Gesang bei, klingt mal nach Lemmy Kilmister oder John Baizley von Baroness, kommt dann mit unschuldigen Melodien und liefert auf “Absolute Dissent” einige der eingängigsten Refrains seiner Karriere ab. Kult-Status erfolgreich untermauert – und das mit einem Durchschnittsalter von guten 50 Jahren.
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