Klar schon deshalb, weil Teilzeit-Philosoph Jaz Coleman schon immer die großen Zusammenhänge betrachtet und seine Musik vor allem als Vehikel für farbenprächtige Schwarzmalerei gesehen hat. Auf dem zweiten Album seit Wiederherstellung der Killing-Joke-Originalbesetzung gibt es nun kein Halten mehr. Die Themen der Songs rasen von der Verschiebung des Magnetfelds der Erde zum Ende des Turbokapitalismus, vom totalen Verlust zwischenmenschlicher Nähe zum Zeitalter des Wassermanns. Es sei, so Coleman, die Bemühung um einen ultimativen Nihilismus, der am Ende sogar sich selbst negiert und so zu einem neuen Endzeit-Optimismus führe. Alles klar? Selbst wenn nicht, bleibt einem die Musik, und die ist, man ahnt es schon, themengerecht ultradüster. Brachiale Gitarren verschwimmen in einem Klangwall aus schleifenden Geräuschen und scheppernden Soundscapes, das Schlagzeug peitscht, und Colemans Stimme, gewohnt Effekt-entrückt, bellt seine Weltuntergangs-Visionen durch maximale Hallschleifen. In der Welt der Knochenlutscher und Kajal-Künstler mag eine solche Klangästhetik auf viel Gegenliebe stoßen; für den modernen Rockmusikhörer klingt “MMXII” eher dated, oder genauer: So, wie man sich Mitte der 90er die Zukunft des Rock- und Industrial-Sounds vorgestellt hat. Was schade ist, denn das komplexe Songwriting ist gut und bietet einige der stärksten Killing-Koke-Momente der letzten zwei Jahrezehnte an. So bleibt ein sehr ambivalenter Eindruck. Was wiederum gut zu der Sorge passt, dass die Welt tatsächlich am 21.12.2012 ihr Ende finden könnte.
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