Es ist nicht alles schwarz und weiß, aber man muss das Erwachsenwerden dramatisch und schmerzvoll mögen, um Kind Kaputt etwas abzugewinnen. Die Band aus Leipzig und Nürnberg hat es sich so ausgesucht. Ihr Debütalbum “Zerfall” handelt von einem Protagonisten, der in seiner eigenen düsteren Welt den Kinderschuhen entwächst und sich in Gefühlen wie Wut, Depression und Verzweiflung verliert. Die Songs heißen “Aufgelöst”, “Schwertschlucken” und “Vermeiden”, sie erinnern stark an den theatralischen Post-Hardcore von Marathonmann, wo Sehnsucht und Hoffnung nur kleine Nebenrollen einnehmen. So sägen und heulen die Gitarren, während Sänger Johannes Prautzsch laut dazwischenschreit und von einem jugendlichen Selbstfindungsproblem ins nächste stolpert: Man müsste weitergehen, ich kann den Gipfel sehen/ Doch was, wenn wir nach all den Strapazen immer noch am Anfang stehen, heißt es etwa im nihilistischen “Morgen Morgen”. Das Album soll kein allgemeines Statement über die Generation Ich fühle mich hilflos und alles ist ungerecht sein, aber ein persönliches. Kind Kaputt inszenieren ihren Protagonisten als unwillig oder unfähig, den Weg in ein glückliches Leben zu finden. Wer damit nichts anfangen kann, wird wenig Spaß haben an “Zerfall”. Das Album ist ein freudloses, kaputtes und hymnisches. Es klingt noch ein wenig ungestümer als das 2017 erschienene Debüt der Darmstädter 8kids, “Denen die wir waren”, aber mindestens genauso desillusioniert: Zerfall, Zerfall, bring mich zu Fall/ Du kommst so leise und dann bist du überall.
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