Das Trio aus Rochester hat nicht direkt Bestnoten im Heft eingefahren, aber noch wächst ihre Musik ja auch, erschließt immer neue Facetten. Mit ihrem insgesamt vierten und in diesem Jahr bereits zweiten Album strecken sie sich kompromisslos in Richtung Longtrack, für knappe Fuzz-Lockerungsübungen gibt es keinen Platz mehr. Doch auch die Prog-Schlagseite des ebenfalls in Quarantäne entstandenen Vorgängers “The Burden Of Restlessness” bauen King Buffalo nicht aus. Programmatisch ist hingegen, dass “Acheron” nach dem Totenfluss der griechischen Mythologie benannt ist. So eröffnet der Titelsong das Album nicht nur mit plätscherndem Wasser, einem Field-Recording aus jener Höhle, in der die Aufnahmen entstanden sind – der Song selbst fließt langsam dahin, mit repetitiven Riffs, einem verhalten schimmernden Synthesizer und Scott Donaldsons Schlagzeug, das sich auch nicht aus der Ruhe bringen lässt, wenn es drumherum doch mal kracht. Das Verhältnis passt zu den Texten, die einem namenlosen Protagonisten über den Acheron durch die öde Unterwelt folgen. Das ist nicht spektakulär, passt aber als roter Faden perfekt zu den sich organisch entwickelnden Songs. Es gibt keine hektischen Breaks, stattdessen schichten sich die Stücke auf, ändern sich im Detail, bis sie sich plötzlich in kosmischem Wabern auflösen, wie das von Kraut- und Post-Rock beeinflusste “Zephyr”. Donaldson spielt hier so stoisch zu immer wilder fabulierenden Gitarren, dass einem die Paarung Michael Rother und Klaus Dinger in den Sinn kommt. Am Anfang von “Shadows” fügen sich Gitarre und Schlagzeug hingegen zu einem verschrobenen Ticken, der Takt ist krumm, während sich in den Texten endgültig Resignation breit macht. Den Song krönt ein zittriges Synthesizer-Solo, dann wartet zum Finale der dreiköpfige Höllenhund “Cerberus”. Es handelt sich tatsächlich um den angriffslustigsten Song der Platte, die Riffs sind scharfkantig, schreddern, und als das Ende trotz der Länge abrupt einsetzt, riecht das nach Cliffhanger. Im kommenden Jahr wollen King Buffalo eine dritte Quarantäne-Platte veröffentlichen, über die bislang nichts Genaues bekannt ist. “Acheron” ist mit seinem konsequenten Fokus auf ausladende, tendenziell auch gleichförmige Stücke ein Risiko eingegangen, das sich jedoch auszahlt. Das Trio hat hier zu einer hypnotischen Intensität gefunden, damit Maßstäbe gesetzt – und sich endgültig Lorbeeren erspielt.
weitere Platten
Regenerator
VÖ: 02.09.2022
The Burden Of Restlessness
VÖ: 04.06.2021
Dead Star (EP)
VÖ: 20.03.2020
Longing To Be The Mountain
VÖ: 12.10.2018
Orion
VÖ: 02.12.2016