Nicht einmal Kenny Anderson alias King Creosote selbst hat eine ungefähre Ahnung, wie viele Lieder er in seinem Leben bereits geschrieben hat. Nur einen Bruchteil der Songs aus seiner Feder hat er veröffentlicht. Zusammengekommen sind ein halbes Dutzend offizielle Alben, Songsammlungen auf selbstgebrannten CDs und Beiträge für das Fence Collective, eine Art musizierender Bauernhof aus Andersons Heimat, der Provinz Fife an der schottischen Nordseeküste etwas oberhalb von Edinburgh. Obwohl King Creosote manches Mal in eine größere Stadt gelockt wurde (2007 wollte ihn Warner sogar zu einer Art James Blunt für coole Hörer machen), blieb er seiner menschenleeren und ruhigen Heimatregion treu. Jetzt schenkt er Fife und seinen kleinen Küstendörfern sogar ein Album: “Diamond Mine” vertont das Leben der Menschen in einem Städtchen am Meer, wobei King Creosote und sein Kooperationspartner Jon Hopkins die sieben Lieder allesamt aus dem üppigen Archiv des Songwriters gefischt haben. Vom Engländer Hopkins hörte man zuletzt, als er mit Brian Eno auf dessen Album “Small Craft On A Milk Sea” mitarbeitete; auch Coldplay, David Holmes oder zuletzt David Lynch schätzen sein Talent als Kollaborateur und Remixer. Vielleicht ist er so beliebt, weil er sich nicht in den Vordergrund drängt. Die Lieder von King Creosote, die meist aus Stimme, Gitarre und gelegentlichem Akkordeon bestehen, hat Hopkins nur um flächige Keyboards, Field-Recordings oder ruhig pulsierende Beats ergänzt. Von Aufregung und Knalleffekten keine Spur. “Diamond Mine” ist eben eine Platte über das Leben an der Küste. Manche werden es arg langweilig finden, andere die fünf Euro für das Phrasenschwein in Kauf nehmen: In der Ruhe liegt die Kraft.
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