King Gizzard & The Lizard Wizard
The Silver Cord
Text: Julia Köhler/Daniel Thomas | Erschienen in: VISIONS Nr. 358
Die Australier landen sichtlich unbeeindruckt und elegant mit beiden Beinen auf der Tanzfläche.
Aller guten Dinge sind 25, sagen die einen und feiern den ersten Fehlgriff der unbändigen Release-Monster King Gizzard & The Lizard Wizard. Aber da waren nun mal ganze Warenhäuser voller Synthesizer im Studio. Nur logisch, dass diese Band, die nun schon wirklich alles Erdenkliche mit Gitarren angestellt hat, da zugreift. Ob im Extended oder im normalen Mix – auch dieser neue Ansatz funktioniert, wenn auch ganz anders als auf dem ersten elektronischen Album “Butterfly 3000”.
Im Titelsong werden kühle Industriehallen gebaut, funky Disco-Ausflüge gibt es in Set und dann geht es plötzlich mit großen 90er-Beats, Sprechgesang und Vocoder gen Abgrund (“Gilgamesh”). Frontmann Stu Mackenzie gibt zu, dass sie sich diesem Genre aus einer Amateurperspektive annähern. Statt Perfektion ist also Spielspaß der Antrieb. Dadurch kommt das in den Fokus, was im experimentellen Rahmen ihrer anderen Alben oft verlorengeht: Beats und Melodien. Diese beiden Säulen der Popwelt spielen King Gizzard genauso charmant wie dramatischen Thrash oder psychedelisches Wabern. Wer darin nicht genau so viel Genie entdeckt wie im sonst oft so undurchdringlichen Sound der Australier, hat den Synthie nie geehrt. Julia Köhler
Das obsessive australische Musikmonster King Gizzard & The Lizard Wizard verhebt sich an Elektro-Prog.
Hand aufs Herz: Es ist nicht das erste Mal, dass das Sextett aus Melbourne mit seiner immanenten Everything-Goes-Manier scheitert. Es war nur bequemer, einfach weiter mitzuklatschen – durch jeden ungeraden Takt. Nach türkischer Psychedelia, motorischem Prog und Thrash-Metal, nach Folkrock, Funk und Firlefanz, nach HipHop und Garage-Noise, gibt es jetzt also eine Mauer aus Synthesizern, weil der Schlagzeuger ein altes Elektro-Drumkit haben musste. Das hat man nicht kommen sehen. Oder doch?
Allzu viel ist schließlich nicht mehr übrig, an dem es noch sich abzuarbeiten lohnt. Verschrobene Elektronik passt doch auch hervorragend zu dieser Phänomen gewordenen Band, die sich schneller, kontinuierlicher und unverschämter wandelt als alles, was die Popkultur zuvor gesehen hat – die inzwischen Progressivität aber gnadenlos mit Selbstüberschätzung verwechselt. “Swan Song” klingt nach einer Hippie-Version von The Prodigy. Als würde ein bekiffter Pothead unkontrolliert zu Elektro zucken. Musik wie Stromschläge. In Set streitet sich das Drumkit mit Flöten um den Electroclash. Wo die vermeintliche Überraschung zur Gewohnheit wird, bleibt irgendwann nur noch Langeweile. Daniel Thomas
Das steckt drin: Devo, The Prodigy, Snap
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