King Hannah
Big Swimmer
Es ist gerade mal zwei Jahre her, da klang die Musik von Hannah Merrick und Craig White mit ihrem Mix aus Slowcore und Doom-Folk noch nach der desinteressierten Coolness ihrer Heimat Liverpool. Es muss auf der US-Tour zum Vorgänger gewesen sein, als ihnen diese Herkunftswelt plötzlich zu klein erschien. Dort überm Teich, wo sie sich die Bühne mit Künstlern wie Kurt Vile und Kevin Morby teilten, erwachte ihre Liebe zu einem zutiefst amerikanischen Sound, der nun das neue Album prägt.
Diese Liebe war bereits angelegt: Als Lieblingssongwriter nennen die beiden John Prine, dem der letzte Song auf “Big Swimmer” gewidmet ist, andernorts zitieren sie Folk-Musiker Bill Callahan und die Post-Rock-Band Slint. Selbst die Texte rufen als Kulissen neben New York eine Milchbar in Philadelphia und ein blutbeflecktes Motel-Bett bei El Paso auf. Als müssten sie ihre Amerikanisierung beglaubigen lassen, begleitet sie auf zwei Songs die US-Songwriterin Sharon Van Etten.
Von der britischen Post-Punk-Aura von einst sind einzig jene Momente geblieben, in denen Merrick wie Dry Cleaning-Sängerin Florence Shaw in ein lakonisches Sprechen verfällt. Dann klingt ihr Sound einzigartig und nicht wie eine halbgare Kopie von Wednesday, die wirklich aus North Carolina stammen.
Das steckt drin: Dry Cleaning, Kevin Morby, Wednesday
weitere Platten
I'm Not Sorry, I Was Just Being Me
VÖ: 25.02.2022
Tell Me Your Mind And I'll Tell You Mine (EP)
VÖ: 20.11.2020