Kitty Solaris
Golden Future Paris
Text: Sascha Krüger
Eine hübsche Gratwanderung ist das: Einerseits tröpfelt aus jedem der betont minimalistischen Arrangements das Diskursdenken eines Großstadt-Hipsters: Abstraktion konkurriert mit Schönheit, Musik aus dem Computer verbündet sich mit sachte gezupften Akustikgitarren aus einer anderen Folk-Ära. Andererseits ist das Ergebnis ebenso introspektiv wie weltumarmend, weil es mit überzeugender Leichtigkeit ständig das Bedeutsame im ganz Kleinen entdeckt: Mal ist es eine verträumte Pianolinie, mal wehen Mariachi-Trompeten oder ein aus der Hüfte geschossener Salsa-Rhythmus vorbei – und schon wird aus einem vermeintlich melancholischen Songwriter-Album ein zwar schrulliges, aber umso glaubwürdigeres Stück echte Lebensfreude. Und das will was heißen, denn Kitty Solaris Stimme, so signifikant und wohltuend sie auch klingt, wirkt in ihrem brüchig-direkten Timbre eher wie die Leadgesang gewordene Abgeklärtheit. Eben darin liegt die Stärke dieses kleinen, im ersten Moment fast unauffälligen Albums: In all seiner urbanen Unaufgeregtheit erlaubt es sich in jedem Song einen kleinen Stachel Querdenkertum, an dem man sich erfreuen und aufrichten kann. Und wenn sonst gar nichts mehr hilft, um einer Komposition ihre Schwermut zu nehmen, pfeift jemand im Hintergrund eine fröhliche Melodie, bis auch der letzte Pessimist kapiert hat: Das Leben, es hat immer zwei Seiten. Doch nur selten sind diese Gegensätze mit dermaßen reduzierten Mitteln eine solch stimmige Symbiose eingegangen.
weitere Platten
My Home Is My Disco
VÖ: 24.04.2009
Future Air Hostess
VÖ: 19.01.2007