Wenn Jeremy Hauser mit seinem nicht immer geraden Gesang zwischen Jangle-Gitarren “Strangle the jangle pop band” proklamiert, ist das nicht der einzige Moment auf dem zweiten Album der Kanadier, in dem sie sich und alles andere auf der Welt so wenig ernst nehmen, dass es schon wieder lustig ist: Von Gegenkultur bis Gentrifizierung, von Stadtflucht bis Stadt-Aversion und von Popkultur bis Zwischenmenschlichem stecken so viele Referenzen in den Texten der 13 Songs, dass man eine umfangreiche Beilage zur Platte schreiben könnte. Leere Phrasen findet man trotzdem keine. Jede einzelne Textzeile hätte das Zeug als Aufdruck für ironische T-Shirts von Indie-Nerds, zu denen Kiwi Jr. auf den ersten Blick unscheinbare Ohrwurm-Melodien liefern. Wenn man die Tage später noch vor sich hinsummt, wird erst so richtig klar, wie clever und vielschichtig ihr Songwriting eigentlich ist. Daneben profitieren die Songs vom geerdeten, warmen Sound, der die Pavement-artig geschrammelten Gitarren zurücknimmt und mit Saloon-Klavier und Vintage-Orgeln unterlegt. Das schärft nicht nur das Profil des Quartetts, es bringt auch eine Leichtigkeit mit ein, die beim Vorgänger “Football Money” fehlte. Dafür lohnt es sich schon einmal, dem Jangle-Pop selbstironisch den Garaus zu machen.
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Chopper
VÖ: 12.08.2022
Football Money
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