Kju:
Neon Lights Carve Shadows
Text: Dennis Drögemüller
Bodenständig wie die Sitzposition ist auch der Sound der Hannoveraner, den junge Männer ähnlich überall in der Republik in kleinen Probekellern fabrizieren: Punk-, Hardcore-, Alternative- und Metalwurzeln gehen in Variationen von Emocore und Postpunk auf, die sich selten entscheiden, ob sie lieber hymnisch, überdreht oder melancholisch klingen wollen. Kju: haben diese aus unentschlossener Neugier geborene Mischung über die Jahre eher präzisiert als ernsthaft weiterentwickelt. Das reicht zwar, um sich vom grauen Durchschnitt abzusetzen, eine unverkennbare musikalische Identität lässt die Band aber weiterhin vermissen. Stattdessen darf der Hörer anhand von Stücken wie dem knalligen Weckruf “A Motorway Escape”, “The Art Of Gracious Living”, “Rooftops” oder “Brother, Sister” nachvollziehen, wie Thursday, The Mars Volta oder Boysetsfire simplifiziert und auf einem Punk-Fundament errichtet klingen könnten.
Während dieser Teil der Platte noch durch seinen Enthusiasmus, seine treibenden Gitarren und seine hohe Melodiedichte überzeugt, fehlt es den balladesken Popannäherungen “An Opposite Emergency”, “Good Friends Got To Drink” und “The Only Saviour” schlicht an griffigen Argumenten, warum ihnen im Niemandsland zwischen Emo und Poppunk jemand Gehör schenken sollte. Da kann “Neon Lights Carve Shadows” noch so knöcheltief in Ambitionen und Leidenschaft stehen: Es bleibt gutes Handwerk, das sich die gefährliche Beliebigkeit des Genre-Mixes nicht ausreichend vom Hals hält.
Artverwandte
Sonah – “Kurzgeschichten”
Thursday – “A City By The Light Divided”
Sparta – “Threes”
weitere Platten
Setting Sun
VÖ: 19.01.2007
The Pieces Fit
VÖ: 18.08.2003