Mit Vorbildern scheint das ja generell so eine Sache. Inspiration ist okay, allzu berechnender Diebstahl verwerflich. Was also machen mit diesem in mühevoller Kleinstarbeit im eigenen Studio-Kämmerchen ersonnenen Debüt? Was tun mit Tobias Sieberts kunstvoll verschlepptem muttersprachlichem Liedgut, seiner leidenden Falsettstimme? Tatsächlich orientieren sich Klez.e in Bezug auf Texte, Programmings sowie die sperrige Phrasierung viel eher an angelsächsischen denn deutschen Vorbildern. Genauer: an Thom Yorke und Radiohead. Das mag in gewissen Momenten (etwa, wenn sich Siebert steinerweichend durch den Kid A-Klon Leben im Glas oder das sanft swingende Ufern. jammert) einen Tick zu weit führen. Insgesamt jedoch tut es der Platte gut. Verschafft ihr einen Charme, eine Gebrochenheit und Reife, die der Industrie-geförderten Konkurrenz aus Berlin oder Hamburg meist abgeht. Am überzeugendsten sind Klez.e, wenn sie der Verzweiflung den Saft abdrehen und aktiv loslegen wie im griffigen, vielstimmig schillernden Grün. Sich einen Dreck um dich und mich scheren. Wir sind alle nur zum Leben hier!, schleudert uns Siebert im stürmischen Indierocker Du auch entgegen – und wir sind entwaffnet. Entscheiden uns für das Verweilen im Moment. Wo also laufen sie nun zwischen dem spöttischen Fake und Lieb mich lieb mich lieb mich? Durchaus in eine spannende Richtung, die auch Freunde von The Notwist oder Slut verzücken dürfte. Klein, aber oho.
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