Mit “Dopoguerra” liefern die nach einem österreichischen Jugendstil-Maler und dessen
Todesjahr benannten Italiener Klimt 1918 bereits ihr zweites, im Vergleich zum Erstling
deutlich reiferes Album ab. Die insgesamt zehn durchgehend eingängigen,
unaufdringlichen Stücke bieten breitwandigen Alternative-Rock melancholischer Art, der
tatsächlich Chart-Chancen haben könnte. Frontmann Marco Soellner zeichnet sich durch
eine sympathische, ausdrucksstarke Stimme aus, und der Vierer weiß exakt, wann er etwas
Gas geben muss und wann er ein paar Gänge zurückzuschalten hat. Wo sie sich Ideen-mäßig
bedienen können, dass haben die Herren aus dem Stiefelstaat ebenfalls raus: Fast jede
ihrer Kompositionen vermittelt den Eindruck, als könnte man sie so oder ähnlich auch
von den Größen des Genres hören. Das Album beginnt mit “They Were Wed By The Sea”,
einem stark an U2 zu besten “Where The Streets Have No Name”-Zeiten erinnernden
Bombastknaller und endet mit dem italienisch gesungenen “Sleepwalk”, das mit ein
bisschen gutem Willen auch von Coldplay oder Travis stammen könnte. Vieles dazwischen
klingt nach straighteren Porcupine Tree-Nummern (“Nightdriver”) oder – etwa bei
“Rachel” – als hätten Anathema die Archive ausgemistet. Fans der genannten Gruppen
sollten auf alle Fälle in “Dopoguerra” reinhören, denn die Jungs sind wirklich gut. Da
ist der leichte Mangel an Originalität durchaus zu verschmerzen.
weitere Platten
Sentimentale Jugend
VÖ: 02.12.2016
Just In Case We'll Never Meet Again
VÖ: 20.06.2008