Der Opener von “Egal” trägt den Titel “Baumarkt” und bewegt sich mit obskuren Zeilen wie Baumarkt/ Aufsitzrasenmäher traumhaft/ Schleifpapiere in Dreihundertsechziger-Körnung/ absolut traumhaft auf dem schmalen Grat zwischen konfusem Neo-Dada und einer überzeichneten, aber gewitzten Darstellung der Konsumorientierung unserer Gesellschaft. Das kann man seltsam finden, an der rasanten Energie, die die Songs der Solinger mit ihrem Synthesizer-befeuerten Post-Punk erzeugen, ändert das allerdings nichts. Kontrolle vereinen auf ihrem Debüt so Gegensätzliches wie die klirrende Synthesizer-Schärfe der Krupps und die dramatische Moll-Unbequemlichkeit von The Cure. Die musikalischen Referenzen des Trios zeugen von eindeutiger Liebe zur Retrospektive, trotzdem beweist die Band durch die immer wieder neue Anordnung ihrer Elemente Innovationsgeist und Variabilität. Das sehr elektronische “360 Grad” spielt erst im Finale mit dem scharfen Ausbruch in wütende Gitarren und erzeugt so eine spannende Schlusswendung, das repetitiv-wahnsinnige Solitaire vermittelt seine nihilistische Botschaft hingegen klug mit schrammeliger Gitarren-Klimax. So viel Stilsicherheit entsteht nicht durch Zufall. Dazu gehört auch, dass Kontrolle beim Thema Rechtspopulismus in “Ich volk mich um” mit einem Mal doch sehr deutliche Worte finden: Was soll das mit diesem Rassenfetisch/ züchtet halt Kaninchen. Man hätte es nicht schöner sagen können.