Wenn wir Demokratie in diesem Magazin schon so großschreiben und zwei Platten auf einen Platz verteilen, nämlich den ersten, unseren einzigen, dann sollen auch Sie, der Leser, der wahre Souverän was davon haben. Entscheiden Sie bitte, mit welchem Satz unsere Rezension des ersten, ganz schön guten Kooks-Albums beginnen soll. a) “Inside In/Inside Out” ist das beste Police-Album, das The Police nie gemacht haben. b) “Inside In/Inside Out” wäre dabei rausgekommen, wenn die Libertines Dub statt Shantys gehört hätten und nicht auf halber Strecke aus ihren Song gepurzelt wären. c) Wenn wir Demokratie in diesem Magazin schon so großschreiben und zwei Platten… Nur Spaß. Das kommt davon, wenn “Inside In/Inside Out” in freier Wildbahn heißrotiert: Laune gut, Schalk im Nacken, das sollten sie mal in den sogenannten Arbeitsagenturen spielen. Wirklich, diese Platte ist ein kleines, feines Wunder. Unaufdringlich, aber auf den Punkt, frisch und prompt und gar nicht mal perfekt. Vielleicht die Produktion, Tony Hansdampf Hoffer, viel besser kann man das nicht angehen: die Songs atmen lassen, nur nicht so lange, wie sie wollen. Der Augenblick, an dem man auf die Bremse treten muss, ist kurz; gegen Ende verpassen ihn die Kooks ein- oder zweimal, Sekundenschlaf in Pop. Andererseits, und das schreiben wir aus, weil es vorauszusetzen ist, aber in letzter Zeit seltener zum Lieferumfang junger englischer Band gehört: Diesem Album geht nicht Luft aus, je länger es läuft. Die Kooks halten es mit der Dramaturgie wie ein guter Bühnenregisseur – nicht immer, aber immer wieder Höhepunkte (dass sie sich in Brighton auf der Theaterschule begegnet sind, ist eine schöne Randnotiz und eigentlich scheißegal). Die Kooks minus den Schmiss, ihre dollen Kinks-Minuten, die Hey-hey-Handclaps und das manchmal wundersame Näseln ihres Sängers Luke Pritchard macht? Die wohl besten Freunde der akustischen Gitarre im Popjahr 2006. Gute Menschen, aber das wussten wir ja ab dem Moment, als sie sich nach einem Song vom besten Bowie-Album (bitte recherchieren!) benannten und sich “Reptilia” von den Strokes borgten, weil sie noch keine eigenen Songs hatten. Es verlangt Ihnen nach weiteren Fixpunkten? Police und die Libertines hatten wir schon, The Clash und XTC gibts derzeit eh Freihaus; weniger naheliegend, weil jünger, aber genauso passend wären The Dead 60s, Hot Hot Heat, Dogs Die In Hot Cars. Doch unterbrechen wir die Kritik für eine wichtige Zweitmeinung. Für Sie jetzt gerade im Türrahmen: UK-Connaisseur André Boße. “Wäre das Album Mitte der Neunziger herausgekommen, wärs eine fröhliche Frühlingsbritpop-Platte unter vielen gewesen. Erinnert mich an die Zeit, als Britpop immer Frühlingsmusik war. Fortgeschrittene hören bis heute “I Should Coco” von Supergrass. Schreib das.” Hiermit geschehen.
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